Gelebte Demokratie geht anders! – Borchener Grüne zum Nationalpark

„Die Bilder vom Ahrtal wecken bei uns ungute Erinnerungen an die Katastrophe in Etteln von rund 60 Jahren. Der Klimawandel betrifft uns daher direkt vor unserer Haustür“, erklärt der grüne Ortsverband. Die Borchener Grünen begrüßen, dass das Land Nordrhein-Westfalen unserer Region Ostwestfalen-Lippe das Angebot gemacht hat, in der Egge auf ca. 12.400 ha Staatswald einen Nationalpark auszuweisen, und sehen darin eine große Chance. „Gerade jetzt, wo die Hälfte des Waldes nach Borkenkäferbefall abgeräumt bzw. nicht nutzbar ist, kann natürlicher und klimaresistenter Wald entstehen, in dem statt Monokultur unterschiedliche Baum- und Straucharten wachsen. Bäume werden nicht gleichzeitig abgeerntet, sondern werden unterschiedlich alt – bis zu mehreren hundert Jahren. Totholz liefert Raum für natürliche Kreisläufe. In solchen stabilen Laubmischwäldern kann die Natur sich neu entfalten und Raum bieten für die vielen ganz besonderen und bedrohten Tier- und Pflanzenarten, die hier leben.“ begründet Petra Lippegaus vom Ortverband. Die Grünen begrüßen das geplante Beteiligungsverfahren und haben wenig Verständnis für die vorschnelle ablehnende Haltung der heimischen CDU.

Viele mutmaßliche Gegenargumente werten die Grünen als nicht haltbar. Die Einrichtung eines Nationalparks führt nach Erfahrungen anderer Nationalparks zu keinen Insolvenzen in der Forstwirtschaft, keiner Einschränkung der benachbarten Landwirtschaft, keinen nennenswerte Zugangsbeschränkungen für die Anwohnerschaft und zu keinen Kosten für die beteiligten Kommunen und Kreise.

Peter Altenbernd wundert sich über die hohe Anzahl von Arbeitsplätzen, die durch den Nationalpark angeblich gefährdet sein sollen: „Da ist von 4.500 oder gar 30.000 die Rede. Offizielle Quellen wie statista geben für ganz Deutschland die Anzahl mit 35.151 in der Forstwirtschaft an. Die Fläche, um die es voraussichtlich gehen wird, macht nur etwas mehr als ein Prozent des Waldbestandes in Nordrhein-Westfalen aus. Hochgerechnet käme man also auf 400.000 oder 3.000.000 allein für NRW. Selbst wenn man nicht die Forstwirtschaft allein betrachtet, sind die angegebenen Zahlen also fern der Realität.“ Die Grünen fordern eine vorschnelle Ablehnung durch die Politik zu unterlassen.

Mit abgeschwächten Schutzkonzepten seien die Ziele nicht zu erreichen. „Nur mit einem Nationalpark kann die außergewöhnlich große Artenvielfalt ausreichend geschützt werden. Der Umbau der Egge in einen klimaresilienten Nutzwald ist eine Utopie“. so Altenbernd.

Sowohl der Kreistag in Höxter als auch der CDU Kreisverband folgen aktuell den lauten Stimmen von Interessensverbänden. Sie nutzen damit nach Meinung der Borchener Grünen voreilig ihre Mehrheit, um diesen demokratischen Prozess abzuwürgen, bevor Bürgerinnen und Bürger informiert sind und sich einbringen können.  Beteiligung erfordere aber die Möglichkeit unterschiedlicher Gruppen sich mit Argumenten und Gegenargumenten einzubringen, d.h. einen Prozess von Austausch und Entwicklung. Das Verfahren läuft noch einige Monate. „Gelebte Demokratie bedeutet: Das Volk entscheidet und das sind wir alle – und nicht nur die aktuell lauten Stimmen der Interessensverbände.“ betont Petra Lippegaus und lädt mit den Grünen alle Borchener Bürgerinnen und Bürger ein, sich einzubringen.

Der Borchener Ortsverband der Grünen plant daher eine Informationsveranstaltung zum Thema Nationalpark und eine Exkursion zum Nationalpark Kellerwald für alle Interessierten.