Flächenvorhaltepolitik der Stadt ist maßlos – Grüne kritisieren Größe des Gewerbegebietes Barkhauser Straße

Die Grünen im Rat der Stadt Paderborn wenden sich in einer Stellungnahme gegen eine großflächige Ausweisung von neuen Gewerbeflächen an der Barkhauser Straße. In dem Gebiet zwischen Frankfurter Weg, der Autobahn. Zwischen A33 und Mönkeloh sollen 75 Hektar neue Gewerbeflächen ausgewiesen werden. Der Flächennutzungsplan liegt dem Bauausschuss zur Abstimmung vor.

In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren habe der jährliche Flächenverbrauch für neue Gewerbeansiedlungen im Schnitt bei etwa 6 ha pro Jahr gelegen. Dies mache das Ausmaß der nun vorliegenden Überplanung von 75 ha deutlich. „Nimmt man die vergangenen Jahre zur Grundlage, reichten die kürzlich am Almepark und nun an der Barkhauser Straße und an anderer Stelle vorgehaltenen Flächen sowie die unter Umständen in den kommenden Jahren durch den Abzug der Briten hinzukommenden Freiflächen für mehrere Jahrzehnte“, meint der Grüne Stefan Schwan. Dazu gäbe es auch noch großflächige Leerstände von Gewerbeimmobilien z.B. bei Nixdorf oder Welle. Die nun geplante Ausweisung an der Barkhauser Straße sei daher völlig maßlos, finden die Grünen. „Man stelle sich vor, diese Fläche würde tatsächlich zubetoniert.“ ergänzt Florian Rittmeier, grünes Bauausschussmitglied. Die Planfläche an der Barkhauser Straße alleine entspräche über 100 Fußballfeldern, rechnet der Grüne vor.

Mit ihrer Kritik stehen die Grünen nicht alleine. Auch die Bezirksregierung in Detmold sieht das Vorhaben an der Barkhauser Straße kritisch und meldet erhebliche Bedenken an. Die Landwirtschaftskammer geht in ihren Berechnung sogar davon aus, dass diese Fläche für 10 Jahre reicht – andere Flächen noch gar nicht einbezogen.

Darüber hinaus hätten bereits Bürger aus Wewer ihre Bedenken gegen das Gewerbegebiet geäußert. Wewer würde unter Umständen durch ein solches Gewerbegebiet zusätzlich zur Autobahn mit Lärm belastet, ergänzt Claus-Jürgen Wagner, ebenfalls für die Grünen im Bauausschuss. Diese Bedenken müsse man ernst nehmen.

Grundsätzlich seien die Grünen jedoch weder gegen die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe in Paderborn noch gegen eine schrittweise Ausweisung von Flächen an der Barkhauser Straße, betonen die Grünen. Das Gebiet halten die Grünen grundsätzlich sogar für einigermaßen geeignet, da es gut an bestehende Gewerbe- und Industriegebiete im Paderborner Süden zwischen Frankfurter Weg und Mönkeloh anschließe, verkehrsgünstig liege und mit einem geplanten Containerbahnhof endlich eine alte Forderung der Grünen aufgegriffen werden soll.

Kritik äußeren die Grünen aber an der maßlosen Flächenvorhaltepolitik der Stadt. Zusammen mit den erst kürzlich ausgewiesene Flächen am Almepark würden nach Berechnungen der Grünen binnen kürzester Zeit fast 120 ha Fläche überplant. Wieviel freie Gewerbeflächen es in Paderborn tatsächlich gebe, könne man eigentlich gar nicht genau sagen, meint der sachkundige Bürger im Bauausschuss Stefan Schwan, denn zahlreiche weitere Flächen seien seit Jahren für Paderborner Unternehmen als Erweiterungsflächen oder für auswärtige Interessenten reserviert, tauchten daher gar nicht als Reserveflächen auf, oder würden nicht entsprechend genutzt. Auch gebe es in anderen Gebieten Flächen, die als „Restflächen“ in bestehenden Gewerbegebieten schwer zu vermarkten seien. Bevor man sich an die Neuausweisung mache, solle man sich aber über diese Flächen erst einmal Klarheit verschaffen und im Zweifel auch Gewerbeflächenausweisungen für solche Restgebiete wieder zurücknehmen, um sie einer sinnvollen Verwendung zuzuführen und sie zum Beispiel gezielt als Grüngebiete zu entwickeln.

Die Grünen fordern daher die Verwaltung auf, erst einmal die bestehenden Freiflächen zu beziffern und wo möglich zu nutzen. Dazu müsse dringend Klarheit geschaffen werden, wo ansonsten im Stadtgebiet noch Freiflächen auf dem Markt seien und welche Flächen derzeit mit welchen Optionen reserviert seien. Der Bitte der Grünen vor einem halben Jahr, eine solche Aufstellung einmal gesammelt im Bauausschuss zu präsentieren, bevor man weitere Flächen ausweise, sei die Verwaltung bis heute nicht nachgekommen. Damals habe man der Planung an der Barkhauser Straße unter dem Vorbehalt zugestimmt, dass die Stadt die übrigen Flächen benennt.

Ohne Ziel und Plan einfach endlos neue Flächen auszuweisen – erst recht in dieser Größenordnung – könne nicht das Ziel einer gezielten Flächen- und Wirtschaftsentwicklung sein, begründen die Grünen ihre Ablehnung im jetzigen Planverfahrensschritt.