Grüne warnen vor Totalabsturz der RWE-Aktien

Harald GrünauDem Kreis Paderborn droht nicht nur ein weiterer Wertverlust seines RWE-Aktienpakets in Millionenhöhe, sondern auch ein Dividendeneinbruch. Davor warnt die Kreistagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen anlässlich der heute stattfindenden RWE-Hauptversammlung. Der Kreis Paderborn erhält für seine RWE-Aktien heute zwar eine Ausschüttung von 1,27 Mio. Euro zugesprochen, aber das ist nur ein schwacher Trost. Denn seit der Aufnahme in die Eröffnungsbilanz im Jahr 2008 hat das Aktienpaket einen Wert von 80 Mio. Euro verloren.

Der Paderborner Kreistag hat 2008 beschlossen, die RWE-Aktien zu einem Preis von 87,30 Euro je Aktie zu verkaufen. Doch dieser Preis wurde seitdem nie erreicht. Die Aktie ist jüngst gegen den allgemeinen Börsentrend unter 25 Euro gesunken. Dr. Harald Grünau, Fraktionsvorsitzender der Grünen, fordert daher, den realitätsfremden Kreistagsbeschluss aus dem Jahr 2008 endlich aufzuheben und die Verkaufsvorgaben anzupassen.

Dr. Arndt Neuhaus, Vorstandsvorsitzender der RWE Deutschland, hatte die Entwicklung des Energiekonzerns in der März-Sitzung des Kreistages positiv dargestellt und dafür geworben, dass der Kreis Paderborn sein Aktienpaket behält. Es gebe keine Anzeichen, dass die Dividende in Zukunft in Frage gestellt werde. Jürgen Wrona, sachkundiger Bürger für die Grünen-Fraktion im Wirtschaftsausschuss des Kreises, kritisiert die Darstellung von Neuhaus als „rosarot geschönt“ und „fernab der Energiewende-Realität“.

Die Grünen weisen darauf hin, dass die RWE-Gremien eine Neuberechnung der Dividenden beschlossen haben. Danach soll in Zukunft auch die Verschuldung des Unternehmens in die Berechnung einfließen. „Wie lange kann sich RWE so hohe Ausschüttungen wie bisher noch leisten?“, hat jüngst die ARD-Wirtschaftsredaktion gefragt. Bei einer Schuldenlast von 31 Mrd. Euro, die 2014 auch nicht abgebaut werden konnte, ist für die Grünen absehbar, dass die Dividende zwangsläufig sinken muss.

Nur wenige Tage nach dem Auftritt von Neuhaus in Paderborn stellte RWE-Konzernchef Peter Terium klar: „Das Tal der Tränen ist noch nicht durchschritten. Die wirtschaftliche Situation der konventionellen Stromerzeugung ist dramatisch.“ Terium warnte angesichts der Probleme bei der Stromerzeugung aus Kohle, in nicht allzu ferner Zukunft drohe RWE sogar ein betrieblicher Verlust. Damit ist neben einem Dividendeneinbruch auch ein weiterer Wertverlust der RWE-Aktien vorprogrammiert, glauben die Grünen ebenso wie viele Aktienanalysten. Selbst ein Totalverlust sei auf Dauer nicht auszuschließen, da RWE bei den erneuerbaren Energien deutlich schlechter aufgestellt ist als der EON-Konzern.

„Lieber jetzt 30 Mio. Euro retten und ein Ende mit Schrecken als ein jahrelanger Schrecken ohne Ende und weitere Millionenverluste“, so die Devise der Grünen. Fraktionsvorsitzender Dr. Grünau fordert Landrat Manfred Müller auf, ein Konzept zu erarbeiten, damit die RWE-Aktien abhängig von der weiteren Kursentwicklung möglichst kurzfristig veräußert werden können.