Grüne drängen auf bessere Bahnanbindung – Kritik an aktuellen Einschränkungen

Ein weiß-gelber Zug im Paderborner Hauptbahnhof.

Paderborn steht seit geraumer Zeit vor erheblichen Problemen im Bahnverkehr. Während die Anbindung an den Fernverkehr schon lange als unzureichend gilt, hat sich die Situation durch zusätzliche Einschränkungen im Regionalverkehr zuletzt weiter verschärft. Besonders schwer wiegt aus Sicht vieler Fahrgäste, dass die direkte Verbindung nach Düsseldorf und ins Ruhrgebiet derzeit nicht mehr zur Verfügung steht. Für Pendler bedeutet dies regelmäßig längere Fahrzeiten von mindestens einer halben Stunde sowie eine erhöhte Unsicherheit bei Anschlussverbindungen.

Die Ratsfraktion der Grünen sieht hierin ein ernst zu nehmendes Problem und will das Thema im kommenden Mobilitätsausschuss der Stadt Paderborn auf die Tagesordnung setzen. Die Fraktion fordert von der Stadtverwaltung klare Auskünfte und ein stärkeres Engagement gegenüber den zuständigen Stellen.

„Die derzeitige Situation ist für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch für die heimische Wirtschaft schlicht untragbar“, erklärt der grüne Ratsherr Björn Bause-Engel. „Tag für Tag sind hunderte Fahrgäste von den Einschränkungen betroffen. Viele Pendler überlegen bereits, ihren Arbeitsplatz zu wechseln, weil sie sich auf die Bahn nicht mehr verlassen können. Für eine Region, die auf gut erreichbare Arbeitsplätze und verlässliche Mobilität angewiesen ist, ist das ein ernstes Alarmsignal.“

Zwar verkehrt die RB89 („Ems-Börde-Bahn“) ab dem 25. August 2025 wieder im regulären Halbstundentakt, doch bei der für Paderborn besonders wichtigen Linie RE11 gibt es nach wie vor keine konkreten Informationen, wann der gewohnte Betrieb wiederhergestellt wird. Gerade diese Verbindung in den Westen des Landes ist für viele Reisende eine Art Ersatz für den fehlenden Fernverkehr und gilt als unverzichtbar für den Austausch mit den wirtschaftlich starken Regionen im Ruhrgebiet.

„Eine funktionierende Bahnanbindung ist nicht nur ein Thema für Pendlerinnen und Pendler, sondern entscheidend für den gesamten Standort Paderborn“, betont Christian Böhning, grüner Sachkundiger Bürger. „Wer heute über eine Ansiedlung nachdenkt oder junge Menschen für unsere Stadt gewinnen möchte, braucht gute Argumente. Eine zuverlässige Bahnverbindung gehört dazu – sie ist Teil der Grundvoraussetzungen moderner Standortpolitik.“

Kritik üben die Grünen insbesondere daran, dass die oft beschworene Wahlfreiheit zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln de facto nicht gegeben sei. Wer auf die Bahn angewiesen ist, habe derzeit kaum verlässliche Alternativen. Auch die Bemühungen um eine „Mobilitätswende“ gerieten ins Stocken, wenn die Bahn ihre Rolle als verlässliches Rückgrat des öffentlichen Verkehrs nicht erfüllen könne.

In ihrer Anfrage an die Stadtverwaltung möchten die Grünen deshalb Antworten auf mehrere Punkte bekommen: Wie schätzt die Verwaltung die aktuelle Lage ein? Welche Maßnahmen wurden bereits ergriffen, um Abhilfe zu schaffen? Welche wirtschaftlichen Folgen haben die Einschränkungen für die Region? Wann ist mit einer Rückkehr zum Regelbetrieb insbesondere auf der RE11 zu rechnen? Und schließlich: Welche langfristigen Strategien gibt es, um die Bahnanbindung Paderborns insgesamt zu verbessern?

Zur Beantwortung dieser Fragen bittet die Fraktion, einen Vertreter des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) in den Ausschuss einzuladen. Von diesem erhoffen sich die Grünen eine konkrete Einschätzung zum weiteren Fahrplan.

„Wir brauchen endlich klare Zusagen, wann die Bürgerinnen und Bürger wieder mit einem zuverlässigen Bahnverkehr rechnen können“, so Bause-Engel abschließend. „Die Stadt muss hier deutlich mehr Druck auf die verantwortlichen Stellen ausüben.“