Der Nationalpark Egge – Ein Segen für OWL

Waldlichtung in der Egge, Foto Kurt Blaschke

Die Diskussion um den Nationalpark Egge ist aktuell in aller Munde. Kürzlich erst haben die Bürgermeister der Städte Altenbeken, Bad Driburg, Warburg und Willebadessen einen Brief an Nordrhein-Westfalens Umweltminister Oliver Krischer unterzeichnet, in dem diese, durch ihre direkte Angrenzung an den potentiellen Nationalpark für mehr Mitsprache plädieren. Doch was ist überhaupt der aktuelle Stand und warum sprechen sich so viele für den Nationalpark aus, während andere noch Sorgen hegen?  

Der schwarz-grüne Koalitionsvertrag Nordrhein-Westfalens sieht vor, dass nach der Eifel, ein zweiter Nationalpark ausgewiesen werden soll. Oliver Krischer begründet das damit, dass Räume geschaffen werden sollen, „wo Natur Natur sein darf“. In einem Nationalpark darf sich die Natur nach eigenen Regeln entwickeln, wodurch Landschaften mit einer eindrucksvollen Pflanzen- und Tiervielfalt entstehen und somit dem Trend der absterbenden Biodiversität entgegenwirken.

Demnächst wird in einem Beteiligungsverfahren geklärt, wo in Nordrhein-Westfalen ein zweiter Nationalpark entsteht. Die Natur- und Umweltverbände haben sich für die Egge ausgesprochen. Sie gilt als einer der ursprünglichsten Naturräume Nordrhein-Westfalens. Die Landschaft ist geprägt von Wäldern, Höhlen, Mooren und dem in Nordrhein-Westfalen einzigartigen Blockschuttkorridor, welcher verschiedenen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bietet. Neben Wildkatzen, seltenen Fledermäusen- und Insektenarten, leben im Eggegebirge verschiedene Vogelpopulationen, unter anderem das seltene Haselhuhn. Auch vom Aussterben bedrohte und bereits auf der roten Liste stehende Moosarten, lassen sich in der Egge noch finden.

Das für den Nationalpark potentiell geeignete Gebiet erstreckt sich über 12.000 ha öffentlicher Flächen. Dazu zählen 71,25% dieser Fläche bereits zu den 20 Naturschutzgebieten des Eggegebirges. Bereits die von der NZO-GmbH angefertigte Wildnispotentialstudie NRW zeigt, dass sich die Egge durch ihre zusammenhängende Fläche, von mehr als den mindestens geforderten 10.000 ha, als Nationalpark eignet.

Die Schaffung eines Nationalparks schützt die Artenvielfalt der Region bestmöglich und gibt der Natur die Möglichkeit, sich selbst zu entwickeln.

Weiterhin erfüllt ein Nationalpark einen hohen Bildungsauftrag, einerseits in der Forschung, um zum Beispiel die Entwicklung eines unberührten Waldes besser nachvollziehen zu können, und andererseits für die Bürger*innen, die die Natur direkt vor der Haustür entdecken können. Denn ein Nationalpark bietet durch extra ausgeschilderte Wander- und Radwege einen anregenden Bildungs-, Erlebnis- und Erholungsraum für Einheimische und Tourist*innen.

Außerdem führt die Ernennung eines Nationalparks durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze, zum Beispiel im Tourismusbereich, und durch die Schaffung der Marke Nationalpark und der damit verbundenen Produktbewerbung, zu einer Stärkung der Wirtschaft, wie man bereits im Nationalpark Eifel gut beobachten konnte.

Gegnerische Stimmen kritisieren, dass sowohl Privatflächen in den Nationalpark einfließen würde als auch die Holzindustrie durch einen Nationalpark zerstört würde.

Die erste Sorge ist schlichtweg unbegründet, da die Pläne des Landes sich ausschließlich auf Landeseigentum beziehen.

Der zweite Punkt, bezogen auf die Sorge um die lokalen holzverarbeitenden Betriebe ist zwar nachvollziehbar, aber in der Egge tatsächlich nicht gerechtfertigt. Aus den Wäldern der Egge bezogen die Betriebe bisher lediglich 15% ihres Holzbedarfs. Diese Menge konnte in den letzten Jahren durch diverse Stürme wie Friederike im Januar 2018 und die Borkenkäfer, die den Wald angegriffen haben, allerdings nicht erwirtschaftet werden. Laut dem Landesbetrieb Wald und Holz hatten die großen Laubholzverwender trotz allem kein Problem damit, ihr Holz aus anderen Gebieten zu beziehen. Diese Möglichkeit bleibt weiterhin bestehend. Nebenbei ist ein Großteil der Flächen des potentiellen Nationalparks, sowieso schon geschütztes Gebiet und bietet damit keinen Raum für den Holzeinschlag.

Wie oben bereits genannt, sorgt die Ernennung eines Nationalparks außerdem für die Entstehung neuer Arbeitsplätze. Neben Tätigkeiten im Tourismusbereich und der Bildungsarbeit, fallen weiterhin Aufgaben für Waldarbeiter*innen und Förster*innen an, die sich unter anderem als Ranger um die Betreuung der Infrastruktur und weitere Forstarbeiten kümmern müssen. Wenn wir in diesem Zusammenhang einen Blick auf NRWs bislang einzigen Nationalpark, die Eifel, werfen, wird deutlich wie der Bruttoumsatz von über 30Millionen Euro und dem daraus folgenden Vollzeitbeschäftigungsäquivalent von 700 Stellen, die regionale Wirtschaft stärkt.

Insgesamt ist die Ernennung des Nationalparks Egge positiv zu betrachten. Der Nationalpark Egge würde nicht nur unsere artenreiche Region schützen und den zum Teil seltenen Tieren und Pflanzen einen dauerhaft geschützten Lebensraum bieten, sondern auch einen Naturerlebnisort für uns Menschen schaffen und die regionale Wirtschaft stärken. Somit ist in unseren Augen der Nationalpark Egge eine Bereicherung für ganz OWL.

Foto: Kurt Blaschke