Der Wohnungsmarkt in Paderborn ist weiter angespannt. Dies betont die grüne Ratsfraktion und widerspricht damit ausdrücklich den anderslautenden Äußerungen von Thorsten Mertens, dem Chef des Spar- und Bauvereins Paderborn.
„Viele Menschen in Paderborn suchen dringend bezahlbaren Wohnraum – Familien, Alleinerziehende, Menschen in belastenden Situationen oder mit geringem Einkommen“, erklärt Güven Erkurt, grüner Ratsherr und Vorsitzender des Sozialausschusses. „Die Realität zeigt: Der Wohnungsmarkt ist für diese Gruppen weiterhin schwierig.“ Das bestätigt auch der aktuelle Bericht der NRW.Bank zum preisgebundenen Wohnbestand.
Die Grünen verweisen dabei auf verschiedene Hinweise aus Verwaltung und Wohnungswirtschaft. So beschreibt das aktuelle Wohnungsmarktbarometer der Stadt Paderborn den Mietwohnungsmarkt weiterhin als „angespannt“ und sieht insbesondere im unteren und mittleren Preissegment einen deutlichen Mangel. Auch geförderte Neubauprojekte zeigen eine hohe Nachfrage: Für die Wohnungen im Alanbrooke-Quartier meldete die Wohnungsgesellschaft Paderborn eine weit überdurchschnittliche Zahl an Interessensbekundungen. Zudem wiesen soziale Einrichtungen wie das Frauenhaus oder KIM soziale Arbeit e. V. regelmäßig darauf hin, wie schwierig es für ihre Klienten sei, geeigneten Wohnraum zu finden. Die von Mertens angeführte zögerliche Resonanz auf einzelne Angebote ist aus Sicht der Grünen nicht geeignet, die Lage am gesamten Wohnungsmarkt zu beurteilen.
Nach Ansicht der Grünen werden in der Diskussion häufig wichtige Faktoren übersehen. Nicht jede angebotene Wohnung ist für jede Lebenssituation geeignet. Lage, Größe, Preis und individuelle Anforderungen spielen dabei eine große Rolle. Wer in seinem Stadtteil verwurzelt ist, Kinder in Kita oder Schule hat oder auf kurze Wege zum Arbeitsplatz angewiesen ist, kann ein Angebot anderswo oft nicht annehmen. Zugleich ist in den vergangenen Jahren vermehrt hochpreisiger Wohnraum entstanden, während familiengerechte und bezahlbare Wohnungen fehlen. „Einschätzungen von Marktteilnehmern sind immer relevant – geben aber nur eine bestimmte Perspektive wieder“, betont Güven Erkurt. „Für eine gute Wohnraumpolitik brauchen wir aber eine objektive Grundlage.“
Auch die Grünen sehen die Notwendigkeit, in Paderborn Flächen für den Bau von Einfamilienhäusern anzubieten. „Wir verlieren Menschen an die Nachbarstädte, weil sie in Paderborn kein Bauland finden. Ökologisch ist nichts gewonnen, wenn die Menschen aus den Nachbarstädten nach Paderborn pendeln müssen“, betont Fraktionssprecher Klaus Schröder. Ein Fokus auf Einfamilienhäuser sei aber keine Alternative für das Zukunftsquartier an der Driburger Straße oder die ehemalige Alanbrooke-Kaserne. „Es bringt nichts, die Bedarfe gegeneinander auszuspielen. Wir brauchen beides und jedes an seinem Ort.“